Krane und Krananlagen sind heutzutage nicht mehr aus der modernen Welt wegzudenken. Ob als wichtiges Hilfsmittel in Produktionshallen oder bei der Be- und Verladung von Gütern gehören sie zu den wichtigsten mechanischen Hilfsmitteln der Menschheitsgeschichte. Krane gab es in einfachen Ausführungen bereits im alten Ägypten, in der Antike und im Mittelalter. Damals wurden sie allerdings fast ausschließlich zum Bau von Gebäuden und Kathedralen gebraucht und weniger zum Transport von Gütern. Bei aller Typenvielfalt von Kranen ist dabei der Haken stets ein unverzichtbares Bauteil. Er dient dazu, eine Last zu greifen und zu bewegen. In den Kranhaken wird die entsprechende Last mit einem so genannten Anschlagmittel eingehängt. Dies kann beispielsweise das Glied einer Kette oder die Schlaufe eines Drahtseils sein.
Der hier ausgestellte Kranhaken, der aus 13 Lagen Stahlplatten besteht, kam lange Zeit in der Produktion der Fried. Krupp Hüttenwerke AG in Duisburg-Rheinhausen zum Einsatz. Dieses gemischte Hüttenwerk wurde auf die Initiative von Friedrich Alfred Krupp zwischen 1896 und 1913 in mehreren Baustufen errichtet. Bereits in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg galt es zeitweilig als das größte Hüttenwerk Europas. Zu Ehren seines Gründers erhielt das Werk ab 1904 den Namen „Friedrich-Alfred-Hütte“, den es in Folge des Zweiten Weltkrieges bis zur „Entflechtung“ der Montanindustrie im Jahr 1947 führte. Von da an firmierte es als Fried. Krupp Hüttenwerke AG.
Dieser Kranhaken wurde Ende 1993 in die Sammlung des LVR-Industriemuseums übernommen. Mit ihm verbindet sich zugleich eine der dramatischsten Geschichten der rheinisch-westfälischen Eisen- und Stahlindustrie, die seit der Mitte der 1970er Jahre mit immer größeren Absatzschwierigkeiten auf dem Weltmarkt kämpfte: Gemeint ist der beispiellose Arbeitskampf der Kruppianer in Duisburg-Rheinhausen für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.
Begonnen hatte alles im Jahr 1987, als die Krupp Stahl AG das Aus für ihr Hüttenwerk in Duisburg-Rheinhausen zum 31.Dezember 1988 verkündete. Die anfängliche Schockstarre bei den Beschäftigten verwandelte sich nur wenig später in große Wut und setzte einen langen und beispiellosen Arbeitskampf in Gang. Für den Erhalt von 5.600 Arbeitsplätzen gingen die Beschäftigten monatelang auf die Straße. Am 10. Dezember 1987 besetzten die Krupp-Arbeiter die Rheinbrücke, die von Duisburg-Hochfeld nach Rheinhausen führt – eine Protestaktion, die medial seinerzeit weit über die Region hinaus große Aufmerksamkeit erlangte. Bis heute wird sie im kollektiven Gedächtnis als „Brücke der Solidarität“ erinnert. Unter dem Motto „wenn es an der Ruhr brennt, hat der Rhein nicht so viel Wasser, um dieses Feuer zu löschen“ machten die Stahlkocher auf ihre existenzbedrohende Situation lautstark aufmerksam. Zunächst mit Erfolg! Eine riesige Solidaritätswelle schwappte durch die Rhein-Ruhr-Region und Tausende von Menschen nahmen an zahlreichen Kundgebungen teil. Zu den Höhepunkten dieser Proteste gehörte fraglos die Belagerung der Villa Hügel, des Kruppschen Stammsitzes in Essen. Beschäftigte von Krupp erhielten hier massive Unterstützung durch nicht direkt betroffene Bürgerinnen und Bürger und rund 10.000 Schülerinnen und Schüler. Und tatsächlich gelang es, die sofortige Schließung des Hüttenwerks in Rheinhausen abzuwenden. Doch alle Vermittlungsversuche, das unvermeidliche Aus letztlich zu verhindern, scheiterten schließlich. Trotz aller Proteste endete im August 1993 nach dem letzten Abstich im Stahlwerk LD II eine fast 100-jährige Industriegeschichte. Der zähe Widerstand der Kruppianer hatte sich schließlich aber doch ausgezahlt. Die letzten 1.900 Stahlarbeiter aus Rheinhausen wechselten zu den Hoesch-Stahlwerken nach Dortmund und alle restlichen Beschäftigten konnten ab dem 56. Lebensjahr in den Vorruhestand gehen.
Damit erlangt dieser zunächst unscheinbar wirkende Kranhaken, den das LVR-Industriemuseum hier ausstellt, große symbolische Kraft und erinnert als dingliches Zeugnis nicht nur an eines der größten Hüttenwerke Europas, sondern auch an einen der größten Arbeitskämpfe in Deutschland.
Standort
Bis 1993 in Duisburg-Rheinhausen auf dem Werksgelände der Fried. Krupp Hüttenwerke AG
Material
Besteht aus 13 Lagen Stahlplatten
Nutzung
Kranhaken sind unverzichtbare mechanische Hilfsmittel, um eine Last zu greifen und zu bewegen. Sie dienen dem innerbetrieblichen Transport von Gerätschaften und Werkstücken.